Wie hat sich doch die Zeit verändert: Heute kann man Karnevalskostüme in allen Variationen online oder in einschlägigen Geschäften, aber auch in Kaufhäusern erwerben. Und besonders schön und ausgefallen müssen sie sein.

Bild mit Mädchen im Indianerkostüm

In den 40iger und 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war das anders. Kostüme wurden selber hergestellt, auch weil man kein Geld zum Kauf hatte und ein entsprechendes gewerbliches Angebot so gut wie nicht vorhanden war. Die Kostümierungen musste nicht glanzvoll und prächtig sein, im Vordergrund stand die Originalität.

Man kramte in Omas Schrank, zog sich den alten Gehrock des Opas an, eine weite, zu lange und ausgeleierte Hose, einen Bibi oder einen alten Filzhut auf den Kopf, klebte sich einen Schnäuzer unter die Nase, und ab ging es in den Straßenkarneval. Bälle waren zu der Zeit eher selten.

Wer besonders auffallen wollte, schnallte sich den alten Vogelbauer auf den Rücken und bestückte ihn mit einem Hering.

Wer konnte, flickte sich ein Lappenkostüm zusammen. Dazu nahm man bunte Stoffreste, die man mit unendlicher Geduld auf ein altes Jackett oder einen alten Mantel nähte. Die Krönung waren ausgetretene Schuhe, bei denen man die Kappen entfernte und die man bunt bemalte. Zum Gesichtsschminken wurde beileibe keine Theaterschminke verwendet, die ja unerschwinglich war, sondern man benutzte einen angekokelten Korken sowie den Rest von Mutters Lippenstift, sofern vorhanden. Auch Wasserfarbe kam zum Einsatz.

Handwerklich geschickte Karnevalsfreunde bastelten sich aus Stroh oder Schilf ein Baströckchen, zogen einen schwarzen, alten Pullover über, fertigten aus einem Staubwedel eine verrückte Perücke und schwärzten ihr Gesicht mit Ruß. Fertig war der Eingeborene.

Beliebt waren bei Kindern nach dem Vorbild von Old Shatterhand und Winnetou die Kostüme als Coyboy und Indianer. Auch hier wurde nach Möglichkeit Einiges selbst gefertigt. Als Gürtel musste der des Vaters herhalten, als Kopfbedeckung diente mangels anderer Angebote ein alter Hut des Großvaters; die Indianerfedern wurden auf dem Hühnerhof gesammelt. Wer die meisten aufbieten konnte, galt natürlich als Häuptling.
Bild mit 3 Jungen im Karnevalskostüm

Junge Damen entwendeten aus der Kleiderkammer der Familie alte Spitzenröcke, Schleier und so genannte Kapotthütchen und verkleideten sich als Möhn (uralte Frau). Und sie hatten unwahrscheinlichen Spaß. Gestylte Kostüme in Anlehnung an die Ausstattung der karnevalistischen Garden waren zu dieser Zeit eher selten. Wer konnte sich das schon leisten?

Bild von Mädchen in KarnevalskostümenMit nur geringem Einsatz von Geldmittel wurde nach dem Krieg mit voller Hingabe der Straßen- und Volkskarneval gefeiert. Die Karnevalsfreunde hatten damals schon bei der Fertigung der Kostüme mehr als Vorfreude auf die tollen Tage, zumal Kostüme häufig in einem größeren Freundeskreis gefertigt wurden. Dabei wurde auch das ein oder andere „Körnchen“ gekippt.

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